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Couch

Schlag auf Schlag – Die (Pop Up Couch
Samstag, (Pop Up Couch in der Messehalle
Wir wissen nicht, wer als erstes „Adriaaaan“ von der (Pop Up Couch rufen wird. Im Geiste mag uns dieser berühmt gewordene, weil hochgradig mit Nasenblut verschmierte Urschrei von Silvester Stallone aus der Ringmitte des ersten „Rocky“-Celluloids aber wohl bei jedem der vier Prominenten-Gespräche begleiten. Denn die (Pop Up Couch steht in diesem Jahr nicht nur in der Mitte der Messehalle, sondern auch noch in einem Boxring. Man könnte sich nun fragen, warum wir eine solch‘ martialische Plattform als Bühne gewählt haben? Ganz einfach, weil in einem Boxring ansonsten viel zu wenig gesprochen wird und weil wir dem Einfühlungsvermögen unserer Couch-Moderatoren Stefanie Lohaus, Jensor und Axel Rahmlow optisch Zunder geben wollten. Nun ja, das ist zugegebener Maßen ganz schön geflunkert. Tatsächlich saßen wir in einer launigen (Pop Up Runde zusammen und stellten fest: Lars Lewerenz gehört mal so richtig in die Seile, Mona Steinwidder alias Mohna hat Kondition für volle zwölf Runden, die Punching-Qualitäten von Carol von Rautenkranz brauchen einen Praxistest und Shain Shapiro ist bekanntlich der kleine Bruder von Lennox Lewis.

12.30 Uhr: Axel Rahmlow (Journalist) fragt Shain Shapiro (Canadian Independent Music Association)
Shain Shapiro ist UK- und Europa-Manager der Canadian Independent Music Association, mit über 170 Mitgliedern Kanadas größter Musikwirtschaftsverband. Er unterstützt die Export-Aktivitäten kanadischer Labels ins Ausland ebenso, wie er als Partner europäischen Firmen und ihren Aktivitäten in Kanada zur Seite steht. www.canadianblast.com ist das Portal für alle Infos, die es dazu benötigt. Shain schreibt außerdem für Musik- und Entertainment-Magazine und war Promoter für die renommierten Independent-Labels One Little Indian and FatCat Records. Er lebt in London.

14.30 Uhr: Missy Magazin präsentiert: Stefanie Lohaus (Missy Magazine) fragt Mohna (Musikerin)
Mohna ist Musikerin und Künstlerin. Im Zentrum ihrer Musik stehen ihre mädchenhaft-brüchige Stimme und ein Klavier, das die Hamburgerin mit unverstellter Einfachheit bedient. Neben ihren Soloaktivitäten ist sie vor allem als Keyboarderin und Sängerin der Hamburger Indietronic-Band Me Succeeds tätig. Es mag Mohnas eigene Arbeit als bildende Künstlerin sein, die ihr die Fähigkeit zum wachen Blick erhalten hat.

16.30 Uhr: Jensor (PNG) fragt Carol von Rautenkranz (Golden Gate Management)
Carol von Rautenkranz ist eine der zentralen Persönlichkeiten der deutschen, insbesondere der Independent-Musikszene. Nachdem er fast 20 Jahre die legendäre Lado Musik GmbH mit den Labels L’age D’or, ladomat 2000 und lado sowie den Gold Musikverlag geleitet hat, arbeitet er seit 2008 beim Golden Gate Management, das er bereits 2002 mit seinem Partner Oliver Kolb gründete. Golden Gate ist Management-Agentur, Musikverlag und Vermittlungsagentur für Filmmusik gleichermaßen. Sie betreuen und vermitteln Produzenten, Mixer, Remixer, Recording- und Mix Engineers, Arrangeure, Musiker und Songschreiber sowie Tonstudios für alle Bereiche zeitgenössischer Musikkultur.

18.30 Uhr: Jensor (PNG) fragt Lars Lewerenz (Audiolith Rec.)
Lars Lewerenz ist langjähriger gern gesehener Stammgast der (Pop Up und Kopf des Labels Audiolith, das mit Künstlern wie Bratze, Frittenbude, Der Tante Renate, ClickClickDecker oder Egotronic seit Jahr und Tag schwer angesagt ist. Musikalisch reicht das Spektrum von Elektropunk über Rave bis zu Indie. An der deutlichen Punk- und DIY-Einstellung hat sich seit der Gründung 2003 nichts geändert.

So war’s

(Pop up Couch: 13:30 – 14:00 Uhr, Axel Rahmlow (Journalist) fragt Shain Shapiro (Canadian Independent Music Association)
Sonderweg Kanada: Staatliche Promotion für Indie-Labels

Schon früh habe Kanada das große (auch wirtschaftliche) Potenzial im Indie-Bereich erkannt und die gezielte Förderung der Branche mit der Canadian Independent Music Association (CIMA) fest institutionalisiert: heute seien mehr als 85 % der kanadischen Labels dort Mitglied, Tendenz steigend. Hauptziel von CIMA ist es einerseits, die Indie-Branche in Kanada selbst zu unterstützen, so Shapiro, sowie andererseits, kanadische Indie-Musik im Ausland zu promoten und ausländischen Musikern zu helfen, in Kanada Fuss zu fassen.
Häufig müsse er Bands allerdings überhaupt erst klar machen, dass musikalischer und wirtschaftlicher Erfolg harte Arbeit seien, sagte Shapiro. Viele Musiker müssten erst dafür sensibilisiert werden, dass nur wer, klar sagen könne, was er will und was er kann und sich dabei an die richtigen Adressaten wende, eine Chance habe – alles andere sei Zeitverschwendung für beide Seiten.
Die über 170 CIMA-Mitglieder wählen jährlich einen Vorstand, der die verschiedenen Musikrichtungen möglichst breit repräsentiert. Trotz der Finanzierung durch den staatlichen Canadian Music Founds arbeitet CIMA weitgehend unabhängig, muss allerdings regelmäßig Rechenschaft über die verschiedenen Aktivitäten ablegen. Mehr Informationen: www.canadianblast.com und www.cimamusic.ca

(Pop up Couch: 16:30 – 17:00 Uhr, Axel Rahmlow (Journalist) fragt Carol von Rautenkranz (Golden Gate Management)
„Jetzt sind wir am Tor der Welt“ – Vom Erfolg einer Schnapsidee

Manchmal, erzählt Carlo von Rautenkranz von Golden Gate Management, sei das Kribbeln schon noch da, auch mal wieder selbst eine Band zu produzieren, aber „man muss realistisch sein und das tun, was man auch machen kann.“ Und realistisch gesehen passe „ein Label wie L’Age d’Or … nicht mehr in die Zeit. Für so etwas ist das Geld nicht mehr da und auch die Käufer nicht, das würde heute nicht mehr funktionieren.“ Aus diesem Grund gründete von Rautenkranz nach einem gemütlichen Abend im Jahr 2002 mit seinem Geschäftspartner Oliver Kolb die Agentur Golden Gate Management, die versuche, vor allem „die richtigen Leute zusammenzubringen“ und Kontakte zwischen Musikern, Produzenten, Arrangeuren, Songschreibern oder auch Anwälten herzustellen und so die „Basis für eine gute Musikkultur zu schaffen“. Hier gebe es häufig großen Vermittlungsbedarf, weil die Branche oft stark von Konkurrenz und Intransparenz geprägt sei.
Mit diesem Modell scheinen von Rautenkranz und Kolb Erfolg zu haben, denn inzwischen hat Golden Gate Management seine Büros nicht mehr wie Lado in gemütlichen Hamburg-Altona sondern in der schicken Hafencity – am „Tor der Welt eben“.

Pop up Couch: 13:30 – 14:00 Uhr, Axel Rahmlow (Journalist) fragt Lars Lewerenz (Audiolith Rec.)
Gegen Rechts heißt noch lange nicht antideutsch

Seit seinem Bestehen engagiert sich das Label Audiolith gegen Nazis und rechte Gewalt und nimmt – wie kürzlich in Dresden – an Antinazidemos teil, erzählte Label-Gründer Lewerenz auf der (Pop up – Couch. Dass das Label wegen dieser Haltung häufig als anti-deutsch abgestempelt werde, sei aber völliger Unsinn. „Man muss rechten Tendenzen einfach etwas entgegensetzen“ so Lewerenz, und das sei auch einer der Gründe für die viertägige „Dorfdisko Geiselfahrt“-Tour den Bands Frittenbude, Bratze und Egotronic durch die deutsche Provinz gewesen. In den großen Städten sei das Publikum geradezu übersättigt, in Kleinstädten dagegen reagierten die Leute viel begeisterter und dankbarer, weil dort „sonst nie was los sei“. Dabei ist es Lewerenz wichtig, „sich nicht im Backstage zu verkriechen, sondern mit den Leuten zusammen zu feiern und zu hören, was die für Probleme haben.“ Dieses unmittelbare Feedback sei letztlich auch der Hauptgrund dafür, dass Audiolith mit dem weitermache, was es bisher tue.
Auch wenn Audiolith sich programmatisch treu bleiben werde, sei klar, dass es sich verändern müsse: „In den letzten sieben Jahren hat Audiolith so viele Veränderungen durchgemacht, dass ich mir sicher bin, dass es auch in nächster Zukunft weitere Veränderungen geben wird. Das muss auch so sein, wenn Audiolith innovativ bleiben will.“ Hier liege eine große Stärke der kleinen Indielabels, meint Lewerenz: Gerade weil sie so klein seien, könnten sie wesentlich schneller und flexibler als die Majors auf äußerer Veränderungen reagieren.